Artist Lab
With CARE.
Action Lab zwischen Theater, Publika und Sorgearbeit.
Wie wäre es mit einem Toolkit, um Theaterbesuche von Menschen mit Kindern zu ermöglichen und zu erleichtern?
Es ist Zeit, Barrieren abzubauen und einem Recht auf Teilhabe an Kunst und Kultur für Eltern und andere Menschen mit Care-Verpflichtungen nachzukommen. Das Lab hat ein Heft mit konkreten Anleitungen und Vorschlägen für eine entsprechende Transformation der Produktionsorte, Produktionsweisen und Förderstrukturen erarbeitet.
In zwei Think Tanks (23.-24.09. Hamburg Kampnagel und 07.-09.10. Berlin Feuerwache) trafen Rezipient*innen und Produzent*innen der Freien Szene, deren Alltag von Sorgearbeit geprägt ist, auf Vertreter*innen aus dem Bereich der Festivalleitung, Veranstaltung und Intendanz. Das Toolkit baut auf ein vertieftes Wissen der Künstlerinnen/Mütter aus dem Rechercheprojekt »BEYOND RE:production – Mothering in the performing arts« (Take That 2022) auf und nutzt Expertisen aus dem Umfeld der Initiative »Bühnenmütter«.
Familienfreundlichkeit ist ein Teil von vielen Antidiskriminierungskämpfen im sozialen Gefüge Theater. Als Raum für feministische Visionen, Handlungsspielräume und intersektionale Zukünfte rückte das Artist Lab Eltern und andere Menschen mit Care-Verpflichtungen in den Fokus: als brachliegende potentielle Publika der Freien Szene.
Beteiligte:
- Konzeption und Leitung - Sylvi Kretzschmar, Teresa Monfared, Liz Rech
- Schirmherrin und Vertreterin der Initiative „Bühnenmütter“ - Annika Mendrala
- Pat*innen Toolkit-Entwicklung - Carolin Hochleichter, Eva Stüting, Kathrin Tiedemann, Franziska Werner, Frauke Rubarth
- Expert*innen Toolkit-Entwicklung - Sascia Bailer, Marcia Breuer, Sara Dec, Lotte Dohmen, Thorsten Eibeler, Anja Kolmanics, Kaja Jackstedt, Frida Guilia Franceschini, Anne Kersting, Carla Nettlnbrecker, Sarah Lasaki, Bernadette Kis, Nora Elberfeld, Angela Kecinski, Maria Walser
- Produktionsleitung - Katharina Binder
- Prozessbegleitung Toolkit-Entwicklung - Moritz von Rappard
- Hospitanz - Carlotta Ortinger
- Grafik - Miriam Neubauer
- Video - Lion Frenster
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Das Artist Lab fand an 2 Wochenenden statt, an welchen sich in einem kleinen (8 Akteur*innen aus den freien darstellenden Künsten) und einem etwas größeren Kreis (insgesamt 20 Personen) Spezialistinnen mit der Frage nach einer verbesserten Vereinbarkeit an Institutionen der freien darstellenden Künste beschäftigen.
Die Idee für das Toolkit entstand im Kreis der an der performativen Recherche BEYOND RE:PRODUCTION. MOTHERING IN THE PERFORMING ARTS beteiligten Künstlerinnen.
In einem stetig wachsenden Blog (https://motheringintheperformingarts.wordpress.com) wurde biografisches, diskursives und performatives Material, Alltagserfahrungen und Alltagswissen von Müttern in der Darstellenden Kunst versammelt.
Vom 1.-5. März 2023 folgte darauf die Ausstellung, Lecture Performance und Diskurs-Reihe MOTHERING MOVE(S) im Rahmen des Festivals FOKUS TANZ auf Kampnagel (https://kampnagel.de/produktionen/mothering-moves).
Im nächsten Schritt wurden aktiv institutionelle Transformationen angestoßen, welche Teilhabe von Eltern und Care-Arbeitenden an Rezeption wie Produktion von Theater ermöglichen sollen. Dabei wollten wir unsere Expertise aus unserer beruflichen Praxis, die Ergebnisse aus dem vergangenen Rechercheprojekt "BEYOND RE:production" und die Expertise unseres Netzwerks in einem Toolkit bündeln.
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Das Toolkit
Wir haben ein Toolkit für Produktionshäuser, Spielstätten und Veranstalter*innen der Freien Darstellenden Künste erstellt, das als Handreichung an die Akteur*innen der freien darstellenden Künste gereicht werden kann, die ein Interesse an einer Verbesserung ihrer Arbeitsumfelder für Menschen mit Care-Verpflichtungen haben.
Zugrunde liegt die Frage wie man Publika und Akteur*innen wieder/zurück ins Theater bringt mit/trotz Care-Verpflichtungen. Ziel sollte es sein, Theaterbesuche von Menschen mit Kindern zu ermöglichen und zu erleichtern. Es geht darum, Barrieren abzubauen und einem Recht auf Teilhabe an Kunst und Kultur auch für Eltern und andere Menschen mit Care-Verpflichtungen nachzukommen. Familienorientierung ist aus unserer Sicht auf der Ebene der Veranstaltungs- wie der Produktionsweisen ein Zukunftsthema für Kulturorte, das nicht aus einzelnen Maßnahmen für einzelne Betroffene bestehen kann. Vielmehr muss sie im Produktions- und Aufführungsalltag verankert und (vor-)gelebt werden, um neue Publika zu generieren und in einem intergenerationalen Ansatz nachhaltig zu binden.
Ziel unseres Toolkits ist insgesamt ein vertieftes Verständnis über ein bislang zu wenig erschlossenes Besuchersegment, um auf dieser Basis konkrete attraktive Angebote von Seiten der Spielstätten zu generieren und auch möglichst greifbare Maßnahmen für die Kulturförderung abzuleiten. Wir möchten den Kulturbetrieb mit unserem Toolkit aktiv dabei unterstützen transgenerationelle Strategien für ihre jeweiligen Veranstaltungsorte zu entwickeln. Die systematische Sammlung von Best-Practice-Modellen kann Aufführungsorten helfen die Sache "Barierrefreiheit" kreativ selbst in die Hand zu nehmen. Langfristig kann es dazu führen das „Fast-Besucher“- Potential der Care-Workenden auszuschöpfen und Teilhabe in den freien darstellenden Künsten zu garantieren. Personengruppen, die bisher nicht oder wenig vertreten und sichtbar sind in den Publica der Freien Darstellenden Künste, sollten angesprochen und aktiv eingebunden werden, nach dem Motto MEHR THEATER FÜR MEHR MENSCHEN.
Es ist ein Heft entstanden mit konkreten Anleitungen und Vorschlägen für eine entsprechende Transformation der Produktionsorte und Produktionsweisen: ein Baukasten aus Maßnahmen und Tools, die aus einem vertieften Verständnis für ein bislang vernachlässigtes Publikumssegment entstehen. Das Heft liefert konkrete Ideen für Spielstätten aber auch eine Liste notwendiger Veränderungen in der Kulturförderung als Voraussetzung für deren Umsetzung.
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Hier als Download (siehe Button) und in einer Printpublikation des "Toolkit Familienfreundliche Theater und Festivals". Das Heft versammelt die Ergebnisse des Parent Action Lab und wurde neben der schriftlichen Dokumentation und der 3-minütigen Video-Doku plus Fotos beim B.A.L.L. 2023 am 20. und 21.10. auf Kampnagel präsentiert.